Neue Mobilitätskonzepte in Traunstein wie das Radverkehrsnetz, aber auch die Verbesserung der Wohn- und Aufenthaltsqualität im Innenstadtbereich, die Stärkung des Einzelhandels und die Attraktivität für den Tourismus basieren alle auf einer Voraussetzung: der bequemen Erreichbarkeit und der zentralen Verfügbarkeit von Parkflächen. Das bedeutet eine Umorganisation von Parkplätzen und die Schaffung eines Zentralparkplatzes. Nach den Vorstellungen der Unabhängigen Wähler (UW) soll dieser auf dem bisherigen Karl-Theodor-Parkplatz entstehen, in einer neuen und zeitgemäßen Form. Diese sieht auch eine optimale Anbindung an den Stadt- und Maxplatz vor.

Aus Sicht der UW sind auf absehbare Zeit dezentrale Parkplatzeinrichtungen nicht realisierbar. Einzig der Karl-Theodor-Platz verfügt über optimale Verkehrsanbindung mit ausgebauten Zufahrtsstraßen, über den notwendigen Bekanntheitsgrad und kurze Fußwege zum Stadt- und Maxplatz. Die Fläche mit seinen derzeit rund 280 Stellplätzen wird seit Ende der 60er Jahre als Parkplatz genutzt und ist deutlich in die Jahre gekommen. Ständige Sanierungsmaßnahmen kosten der Stadt Geld. Eine Neuanlage mit einer zeitgemäßen Nutzung ist aus Sicht der UW dringend notwendig.
„Eine extrem teuere Tiefgarage oder ein unförmiges Betonparkhaus wie in anderen Städten kommt für uns nicht in Frage“, stellt der UW-Vorsitzende Günter Miedaner fest. In einer Klausur haben Vorstand und Fraktion der UW sich mit verschieden Ideen der Neunutzung des Karl-Theodor-Platzes beschäftigt. Nach den Vorstellungen der UW soll an diesem geschichtsträchtigen Platz eine zeitgemäße Park-Anlage entstehen, die Parken für Fahrzeuge und Park im Sinne von Grünflächen in sich vereint ohne eine zusätzliche Flächenversiegelung. Fast 150 Jahre lang stand auf diesem Platz das Karl-Theodor-Sudhaus zur Salzgewinnung, ein Industriebauwerk mit Ausmaßen, die heute nicht mehr vor-stellbar sind. Dennoch will die UW mit ihrem Vorschlag daran anknüpfen, den heutigen Parkplatz aufwerten und einer Mehrfachnutzung zuführen.
„Wir stellen uns einen offenen und möglichst flachen oberirdischen Baukörper vor, der durch intelligente Bauweise eine Verdoppelung der Stellplätze ermöglicht und vor allem nachwachsende Rohstoffe als Baumaterialien verwendet, die Betriebskosten gering hält und zudem den Blick auf das Salinenensemble wenig beeinflusst,“ beschrieb 3. Bürgermeister Sepp Kaiser die Idee. „Wir gehen damit nicht in die Tiefe und nicht in die Höhe, wir nutzen fast die gesamte Fläche.“
Ergänzend sollten Ladesäulen für E-Mobilität, Fahrradplätze und eine zentrale Anbindung an den ÖPNV aus Sicht der UW zur Grundausstattung zählen. „Dies gilt ebenso für eine Fahrradgarage mit Servicestation sowie Einrichtungen für Car-, Bike- und Lastenbike-Sharing. Diese Dinge sind heute ein absolutes Muss und sind auf der Prioritätenliste ganz oben,“ verdeutlichte UW-Stadträtin Ursula Lay.
Fast der gesamte Platz ist von historischen und denkmalgeschützten Gebäuden aus der Salinenzeit umgeben. Dieses Ensemble mit Salinenkapelle und Salinenwohnhäusern, aber auch der Blick zu den Stadtplatzhäusern soll nach den Vorschlägen der UW komplett erhalten bleiben. „Die niedrige Bauweise und eine entsprechende Begrünung berücksichtigen dieses besondere und einzigartige Stadtpanorama und schafft trotzdem modernen zusätzlichen Parkraum im ökologischen Konsens,“ so Vorstandsmitglied Hans Schweiger.
Noch zwei weitere Argumente sprechen nach Meinung der UW-Mitglieder für das Konzept: Die Parkanlage wird mit einem begehbaren Gründach versehen. Damit wird eine wenig attraktive Auto-Abstellfläche in einen komplett neuen und grünen Aufenthaltsbereich in Zentrumsnähe umgewandelt. „Eine Nutzung des Gründaches als Spielfläche, für Urban-Gardening oder ein Lebens-Acker-Projekt sind denkbar, auf jeden Fall entsteht eine Grünfläche, die für alle Bürger zugänglich wird“, konkretisiert Alt-Oberbürgermeister Manfred Kösterke das Konzept. Zudem soll beim Blick von oben das Herz des Salinengeländes als neue grüne Mitte der Stadt leuchten. Dazu kommt noch die Nutzung der Außenseiten des Gebäudes: Diese sollen mit einer PV-Anlage bestückt werden. Vorstandsmitglied Albert Rieder: „Der gesamte Betrieb der neuen Parkanlage ist klimaneutral zu betreiben.“
Ein weiterer Punkt ist die direkte Anbindung der Parkanlage mit dem Stadtplatz. Hier soll es nicht nur einen entsprechend großen Aufzug geben, der auch für Fahr-räder geeignet ist, sondern man möchte das Gründach der Parkanlage mit dem Stadtplatz bzw. dem Brunnenhof verbinden. „Ein attraktiver Steg soll diese direkte Verbindung schaffen und die Akzeptanz, dort zu parken, erhöhen“, konkretisiert Ernst Haider. „Dieser Steg wird nicht nur einen erheblichen praktischen Nutzen haben, sondern auch symbolisch für die Verbindung der ehe-maligen Salinengemeinde Au mit der Stadt stehen“, ergänzt der Chef der UW-Stadtratsfraktion. Selbstverständlich sind auch die umliegenden Verkehrsflächen einzubinden und zu gestalten, mit entsprechenden Freiflächen, Grün-, und vielleicht auch mit Wasserflächen.
„Wir sind uns durchaus im Klaren, dass dieses Stadtteilprojekt eine große Herausforderung für Traunstein bedeutet. Es bietet aber die einmalige Chance, sich fortzuentwickeln, das Salinendenkmal zu erhalten und in die Moderne zu bringen, vor allem aber den Karl-Theodor-Platz wieder einer zeitgemäßen Nutzung zuzuführen“, fasst der UW-Vorsitzende Günter Miedaner das Ergebnis der Klausur zusammen. „Wir brauchen jetzt eine Diskussion und eine Entscheidung. Die Zeit eilt.“